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Verlässliche Rahmenbedingungen für die vierte industrielle Revolution

07/11/2013

Antragsteller:

Kreisverband Ludwigshafen

Antrag

Der unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ bekannte Wandel der industriellen Landschaft hin zu vernetzten Prozessen und Bauteilen wird der Wirtschaft unseres Landes große Chancen für eine moderne Weiterentwicklung und künftige Wettbewerbsfähigkeit bieten, die mit besten Rahmenbedingungen ermöglicht und gefördert werden muss.

Bei der Industrie 4.0 handelt es sich um Prozesse, Lösungen und Technologien, deren gemeinsames Wesensmerkmal ein hoher Einsatz von Informationstechnologie (IT) und ein hoher Vernetzungsgrad von Systemen ist. Darüber hinaus bedeutet Industrie 4.0 auch ein Paradigmenwechsel von einer zentralen Fabrik- und Infrastruktursteuerung hin zu einer dezentralen. Dabei macht diese technische Revolution eine Umwandlung der kompletten Wertschöpfungskette notwendig. Sie schafft so neue Möglichkeiten und Instrumente in der Produktion und Vermarktung sämtlicher Produkte und Dienstleistungen. Damit wird sie die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen stark beeinflussen.

Die Industrie 4.0 beschränkt sich jedoch nicht nur auf den reinen Einsatz von Technologie, sondern beschreibt vielmehr den flächendeckenden Einsatz von IT und intelligenten Objekten in Produktionsprozessen. Sie ist als ein ganzheitliches System, bestehend aus Technik, Mensch und Organisation, zu verstehen. Sie verbindet die virtuelle und reale Fertigungswelt. Damit trägt sie dazu bei, komplexe technische Prozesse sicherer, handhabbarer, einfacher und nicht zuletzt auch schneller und kosteneffizienter zu gestalten. Die flächendeckende Vernetzung trägt dazu bei, mit neuen, intelligent miteinander kommunizierenden Technologien mehr Selbstorganisation und Autonomie des Einzelnen zu ermöglichen – und das ortsunabhängig, alters- und bedarfsgerecht.

Laut einer BITKOM Hochrechnung ergibt sich beispielsweise für die für Rheinland-Pfalz sehr bedeutende chemische Industrie in Deutschland ein Wachstumspotenzial der jährlichen Bruttowertschöpfung von rund 30 Prozent bis 2025. Gerade auch mit Blick auf die BASF SE in Ludwigshafen, dem größten Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz, zeigt sich die Bedeutung der Industrie 4.0 nicht nur für Großunternehmen selbst, sondern auch für deren Zulieferer und zugehörige IT-Dienstleister.

Diese Entwicklungen müssen mit modernster Infrastruktur, besten politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und der Sicherung einer hervorragenden Forschung und Ausbildung von Seiten der Landespolitik in Rheinland-Pfalz begleitet werden. Daher fordert die Junge Union Rheinland-Pfalz, in allen politischen Tätigkeitsfeldern diese Rahmenbedingungen zu schaffen. Hierbei gilt es insbesondere

  • ein qualitativ hochwertiges und ausfallsicheres Superbreitband-Internet im gesamten Land zu ermöglichen
  • Unternehmen durch gezielte Förderungen dabei zu unterstützen, durch ständige Innovationen die Prozesse und Produkte entsprechend weiterzuentwickeln
  • eine hochwertige Forschung an den relevanten Technologien verstärkt zu fördern
  • ein hohes Ausbildungsniveau an Hochschulen und in Betrieben, insbesondere im Bereich der Informationstechnologie zu garantieren
  • Regeln und Standards für schnelle und schnittstellenfreie Kommunikation und Interoperabilität zu schaffen
  • verstärkte Anstrengungen für einen umfassenden Datenschutz und eine hohe Datensicherheit zu unternehmen
  • klare rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, insbesondere bezüglich Haftungsfragen.

Gerade der Forschung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie und der Ausbildung geeigneter Fachkräfte in allen relevanten Gebieten kommt eine besondere Bedeutung zu. Daher fordert die Junge Union Rheinland-Pfalz die Landesregierung dazu auf, die freien Mittel, die aus der Umstrukturierung der Finanzierung des BAföG und der Weiterführung des Paktes für Forschung und Innovation für die Länder entstehen, uneingeschränkt für die Stärkung des Wissenschaftssystems in Rheinland-Pfalz und der Ausbildung zur Verfügung zu stellen. Das Land muss die neuen Möglichkeiten nutzen, seine Verantwortung für die Hochschulen und Schulen sowie für die außeruniversitäre Forschung wahrzunehmen und beste Bedingungen für Wissenschaftler, Studierende und Schüler schaffen.

Die Industrie 4.0 birgt allerdings auch Risiken hinsichtlich ihrer Akzeptanz. Die Einführung neuer weitreichender Technologien könnte eine mögliche Neudefinition des Arbeitsbegriffs bedingen und umfassende gesellschaftliche Veränderungen auslösen. Zwar wird sich die Veränderung in ihrer Art evolutionär entfalten, hängt jedoch auch maßgeblich von der Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen ab.

Aus diesem Grund fällt dem Staat eine besondere Rolle zu, da er den industriellen Wandel aktiv mitgestalten und durch eine zielgerichtete Politik die notwendigen Rahmenbedingungen sicherstellen kann. Als größter Nachfrager kann die öffentliche Hand zudem Trends entscheidend treiben und beschleunigen. Deutschland sollte Impulsgeber der Digitalisierung sein und die damit verbundenen Chancen nutzen um die Wettbewerbsfähigkeit und den künftigen Wohlstand sicherzustellen. Deutschland sollte verstärkt an eben jenen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen arbeiten, um gemeinsam mit der Industrie an einem Strang zu ziehen. Nur gemeinsam kann so die Digitalisierung im globalen Wettbewerb gemeistert werden. Letztlich sind eine starke Industrie Wachstumsmotor und damit auch das Rückgrat der europäischen Wirtschaft.

Abstimmung

Vortum der Antragkommission:
Annahme in der vorliegenden Fassung
Votum des Landestages:
Annahme in der vorliegenden Fassung